Austroasiatische Sprachen
Chinesische Sprache
Dravidische Sprachen
Indische Sprachen
Indogermanische Sprachen
Indoiranische Sprachen
Osseten
Persische Sprache
Sinotibetische Sprachen
Thailändische Sprach - Beispiele
 

 

 

 

Austroasiatische Sprachen,

wichtige südostasiatische Sprachfamilie mit drei großen untergeordneten Sprachfamilien: Munda, das von mehreren Millionen Menschen in Ostindien gesprochen wird, Nikobaresisch mit circa 20 000 Sprechern auf den Nikobaren (westlich von Thailand), und Mon-Khmer, das in zwölf Sprachzweige mit fast 100 Sprachen aufgeteilt ist und insgesamt von etwa 70 Millionen Menschen in Südostasien gesprochen wird. Daneben gibt es noch Aslian, das von circa 55 000 Sprechern auf der Malaiischen Halbinsel gesprochen wird. Nur wenige dieser Sprachen haben eine Schrifttradition. Zu den Mon-Khmer-Sprachen gehören Khmer, die Nationalsprache von Kambodscha, Mon, eine eng verwandte Sprache, die in Teilen von Burma und Thailand gesprochen wird, Khasi und Vietnamesisch.

Die Munda-Sprachen sind mehrsilbig. Sie unterscheiden sich von anderen austroasiatischen Sprachen in der Wortbildung und Satzstruktur (siehe indische Sprachen). In der Unterfamilie der Mon-Khmer-Sprachen haben Khmer und Mon viele Wörter aus den indischen Sprachen Sanskrit und Pali entlehnt. Im Viet-Muong, einem Zweig der Mon-Khmer-Sprachen, wurde das Vietnamesische stark vom Chinesischen beeinflusst. Es ist monosyllabisch (die Wörter bestehen aus nur einer Silbe) und besitzt, wie andere Viet-Muong-Sprachen, ein komplexes Tonsystem. Einige andere Mon-Khmer-Sprachen weisen einfache Tonsysteme auf. Sehr viel häufiger sind aber Differenzierungen in der Vokalqualität: gemurmelt, knarrend oder stimmhaft. Die Lautsysteme der austroasiatischen Sprachen sind insofern ungewöhnlich, als sie eine große Anzahl von Vokalen enthalten, oft bis zu 35. Suffixe (Nachsilben) gibt es in den Mon-Khmer-Sprachen nicht, Präfixe (Vorsilben) und Infixe (Zwischensilben) sind jedoch allgemein üblich. Partikel, die am Satzende stehen, können die Haltung des Sprechers ausdrücken. Spezifische Modifikatoren, so genannte Expressiva, vermitteln die Vorstellung von Farben, Geräuschen und Gefühlen. In einigen Sprachen gibt es keine stimmhaften Verschlusslaute wie g, d und b. Wörter können mit palatalisierten Konsonanten wie ñ enden. Weitere bedeutungsunterscheidende Laute sind u. a. die Implosive d und b, die durch das Einziehen der Atemluft erzeugt werden.

Mon und Khmer werden mit aus dem Indischen abgeleiteten Alphabeten geschrieben, die an die komplexere Phonologie dieser Sprachen angepasst wurden. Vietnamesisch schrieb man einige Jahrhunderte lang mit modifizierten chinesischen Schriftzeichen. 1910 wurde jedoch ein Schriftsystem übernommen, das das lateinische Alphabet mit zusätzlichen Zeichen nutzt. Dieses im Jahr 1650 entwickelte Schriftsystem war das erste, mit dem sich Tonhöhen notieren ließen. Dafür benutzt es Akzentzeichen. Die meisten anderen austroasiatischen Sprachen besitzen erst seit weniger als 100 Jahren ein Schriftsystem. Im Allgemeinen ist der Anteil der Analphabeten recht hoch.

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Chinesische Sprache

Chinesisch, Sprache des chinesischen Volkes (Han), der größten ethnischen Gruppe Chinas, sowohl in der Volksrepublik China als auch in Taiwan. Von den mehr als einer Milliarde Chinesen sprechen rund 95 Prozent Chinesisch im Gegensatz zu den nichtchinesischen Sprachen wie Tibetisch, Mongolisch, Lolo, Miao und Thai, die von Minderheiten gesprochen werden. Chinesisch wird auch von den großen Immigrantengemeinden in Südostasien, Nord- und Südamerika und auf Hawaii gesprochen. Die Sprache weist mehr Sprecher auf als jede andere Sprache der Welt. An zweiter Stelle folgt Englisch, an dritter Spanisch.

Als dominierende Sprache Ostasiens hat das Chinesische die Schrift und den Wortschatz der Sprachen benachbarter Länder stark beeinflusst, die nicht mit dem Chinesischen verwandt sind, wie das Japanische, das Koreanische und das Vietnamesische. Man schätzt, dass bis zum 18. Jahrhundert mehr als die Hälfte aller gedruckten Bücher in chinesischer Sprache verfasst waren.

Allgemeine Merkmale
Das Chinesische gehört wie das Tibetische, Birmanische und andere Sprachen Süd- und Südostasiens zur sinotibetischen Sprachfamilie. Neben einem Kernwortschatz und einem bestimmten Inventar von Lauten weist es wie die meisten verwandten Sprachen Eigenschaften auf, die es von den westlichen Sprachen unterscheidet: Diese Sprachen sind geprägt durch Monosyllabismus (Einsilbigkeit) der Wortwurzeln und durch Fehlen von jeglicher Flexion. Das Chinesische ist eine Tonsprache, d. h., um Bedeutungsunterschiede zwischen Wörtern anzuzeigen, die nach ihrer Lautstruktur gleich sind, werden die Wörter mit verschiedenen Tönen versehen: hoch, steigend, fallend-steigend, fallend.

Standardsprache und Dialekte
Das gesprochene Chinesisch umfasst viele Dialekte, die in sieben Hauptgruppen zusammengefasst werden können (siehe Tabelle). Die Dialekte weisen so große Unterschiede auf, dass sich die Sprecher verschiedener Dialekte mündlich nicht miteinander verständigen können. Die Unterschiede zwischen den Dialekten sind in Aussprache und Wortschatz vergleichbar mit den Unterschieden zwischen den einzelnen romanischen Sprachen. Eine schriftliche Verständigung zwischen Sprechern verschiedener Dialekte ist jedoch sehr wohl möglich, denn die chinesische Schrift ist dialektübergreifend gleich und stellt damit ein großes kulturell bedeutendes Moment der Einheit Chinas dar. Doch es gibt einen nordchinesischen Dialekt, im Westen Mandarin genannt, der die Standardsprache bildet. Dieser Dialekt wird beispielsweise auch in Peking gesprochen. Mandarin bildet auch die Grundlage der modernen Schrift (Baihua), die die klassische chinesische Schrift in den Schulen nach 1917 ablöste, und der offiziellen gesprochenen Sprache (Putonghua), die seit 1956 landesweit in den Schulen unterrichtet wird. Deshalb spricht man im Westen üblicherweise von einer einzigen chinesischen Sprache.

Entwicklung der Sprache
Die modernen chinesischen Dialekte (ab dem 11. Jahrhundert n. Chr.) entwickelten sich aus dem Altchinesischen (8. bis 3. Jahrhundert v. Chr.) dessen Lautsystem annähernd rekonstruiert werden konnte. Obwohl auch im Altchinesischen Silben die bedeutungstragenden Einheiten sind, so war es doch nicht völlig ohne Flexionsformen. Die nächste Entwicklungsstufe des Chinesischen, die sorgfältig analysiert wurde, war das mittlere Chinesisch (ungefähr bis zum 11. Jahrhundert n. Chr.). Zu dieser Zeit hatte sich das reiche Lautsystem des Altchinesischen zu der extremen Reduzierung der modernen Dialekte hin entwickelt. So verfügte das Altchinesische beispielsweise über Konsonantenfolgen wie p, ph, b, bh, (das h steht für Aspiration oder Behauchung). Im Mittelchinesischen reduzierte sich dies zu p, ph, bh, und im Mandarin sind nur noch p und ph übrig.

Im modernen Mandarin besteht die Silbe mindestens aus einem so genannten abschließenden Element, nämlich einem Vokal (a, e) oder Halbvokal (i, u) oder einer Kombination (einem Diphthong oder Triphthong), mit einem Ton (hoch, steigend, fallend-steigend oder fallend) und manchmal einem abschließenden Konsonanten, der jedoch nur ein n, ng oder r sein kann. Das Altchinesische verfügte zusätzlich über ein abschließendes p, t, k, b, d, g und m. Dem abschließenden Element kann ein Anfangskonsonant, niemals aber eine Konsonantengruppe vorangehen. Im Altchinesischen gab es vermutlich Konsonantengruppen, wie beispielsweise in klam und glam. Da sich die lautlichen Unterscheidungsmerkmale verringerten, weil beispielsweise das abschließende n das abschließende m absorbierte, so dass aus Silben wie lam und lan einfach lan wurde, reduzierte sich der Bestand an Tonsilben im Mandarin auf rund 1 300. Das Ergebnis war, dass die meisten Silben mehr als eine Bedeutung erhielten. So wurden noch im Mittelchinesischen die Worte für „Lyrik", „Ehre", „feucht", „verlieren", „Leichnam" und „Laus" alle unterschiedlich ausgesprochen. Im Mandarin werden sie alle als shi mit gleichem Ton ausgesprochen. Tatsächlich entstanden so viele Homonyme, dass die Verständigung nicht mehr gewährleistet wäre, wenn sich nicht gleichzeitig Wörter mit zwei Silben entwickelt hätten. So wurde aus „Lyrik" shi-ge (dichterisches Lied), aus „Lehrer" wurde shi-zhang (Lehrer-Ältester). Obwohl ein modernes chinesisches Lexikon mehr zweisilbige als einsilbige Worte aufweist, besitzen doch die einzelnen Silben ihre eigenständige Bedeutung.

Grammatik
Sprachen wie das Lateinische oder Russische, die ein hohes Maß an Flexion aufweisen, fügen dem Wortstamm Flexionsmorpheme hinzu oder modifizieren den Vokal des Wortstammes (Ablaut), um syntaktische Beziehungen im Satz anzuzeigen. Das moderne Chinesisch ändert zu diesem Zweck jedoch niemals Laute und fügt nur selten neue hinzu. Da es keine Flexionsformen für Substantive gibt, die anzeigen könnten, ob es sich beispielsweise um ein Subjekt oder ein Objekt handelt, und keine Hinweise darauf gegeben werden, ob Verben, Substantive und Adjektive in Numerus und Kasus übereinstimmen, spielt die Wortstellung als syntaktisches Mittel eine besondere Rolle. Die Wortstellung im Chinesischen ist vergleichbar mit dem Englischen: Subjekt – Prädikat – Objekt. Bei genauerer Betrachtung weist die Grammatik dieser beiden Sprachen jedoch größere Unterschiede auf: Im Englischen ist das Subjekt meist Träger der Handlung, während es im Chinesischen häufig als Thema vorangestellt wird, das einfach kommentiert wird. Ein Beispiel: Nei-ke schu jezi hen da, wörtlich übersetzt „(Für diesen) Baum Blätter sehr groß", also „Dieser Baum hat sehr große Blätter".

Ein weiteres Merkmal des Chinesischen ist, dass die Tempora des Verbs im Allgemeinen nicht ausgedrückt werden. Statt der Relativsätze stehen relativ komplizierte modifizierende Wendungen dem zu modifizierenden Begriff voran: Jianle schu jiu mai de neige ren, „Gesehen haben Buch sofort kaufen ist der Mann", wird übersetzt mit „Der Mann, der jedes Buch, das er sieht, sofort kauft".

Die chinesische Schrift
Das Chinesische besitzt keine alphabetische, sondern eine ideographische Schrift, d. h. eine Symbolschrift, bei der jedem Wort ein Schriftzeichen zugeordnet ist. Um eine chinesische Zeitung lesen zu können, muss man 2 000 bis 4 000 Zeichen beherrschen. Insgesamt gibt es über 40 000 Zeichen. Die ältesten Texte, die man gefunden hat, sind Weissagungen, die höfische Wahrsager der Shang-Dynastie in Schildkrötenpanzer oder Schulterblätter von Rindern eingeritzt haben. Die ältesten dieser Inschriften stammen aus dem frühen 14. Jahrhundert v. Chr. Auch wenn das Schriftsystem seit dieser Zeit standardisiert und verändert wurde, so sind seine Grundprinzipien und viele der Symbole im Grunde erhalten geblieben. Wie andere alte Schriftsysteme hat sich auch die chinesische Symbolschrift aus einer Bilderschrift entwickelt. Man ging dazu über, die Sprache Wort für Wort abzubilden, als man realisierte, dass Wörter, die zu abstrakt sind, um sie mit einer Zeichnung wiederzugeben, eher durch ihren Klang als durch ihre Bedeutung abgebildet werden können. Im Gegensatz zu anderen Schriften enthält ein chinesisches Schriftzeichen Hinweise auf seinen Bedeutungsbereich und zu seiner phonetischen Realisierung. Die Lautbestimmungen wurden nicht dem Wandel der Aussprache angepasst, sie entsprechen noch immer dem Aussprachestandard, der vor 3 000 Jahren galt. Die Bausteine des Systems bilden einige hundert Piktogramme für Grundworte wie „Mensch", „Pferd", und „Axt". Ergänzend dazu gibt es erweiterte oder zusammengesetzte Piktogramme. So bedeutet beispielsweise ein Symbol, das einen Menschen abbildet, der Getreide trägt, „Ernte" und daraus resultierend „Jahr" (nian).

Piktogramme von Konkreta wurden als phonetische Anleihen verwendet, um abstrakte Wörter gleichen oder ähnlichen Klanges abzubilden. Das zugrunde liegende Prinzip ist das des Rebus oder Bilderrätsels. So wurde das Piktogramm für „Kehrschaufel" (ji) verwendet, um „dies", „sein" und „ihr" (qi oder ji) abzubilden. Während der Zhou-Dynastie (11. bis 3. Jahrhundert v. Chr.) wurden viele Zeichen auf diese Weise doppelt verwendet. Wenn sich die Schriftgelehrten dieser Zeit darauf geeinigt hätten, dass das Piktogramm für „Kehrschaufel" für jede Silbe, die ji ausgesprochen wird, verwendet wird, hätten sie das Prinzip der phonetischen Silbentabelle, einem Vorläufer des Alphabets entdeckt. Aber wegen der Vielzahl der Homonyme im Chinesischen zogen sich die Schriftgelehrten auf die Bildersprache zurück. Das Bild der Kehrschaufel wurde mit der Zeit ausschließlich für die Worte „sein" und „ihr" verwendet. In den seltenen Fällen, in denen man sich tatsächlich auf eine Kehrschaufel beziehen wollte, vermied man Missverständnisse, indem man ein zusammengesetztes Symbol verwendete, bei dem „Kehrschaufel" das Piktogramm für „Bambus" hinzugefügt wurde, um das Material, aus dem Kehrschaufeln hergestellt wurden, zu repräsentieren. Um Mehrdeutigkeiten zu eliminieren, entwickelte sich mit der Zeit das Prinzip, Piktogramme zu kombinieren. So bedeutet „Kehrschaufel" in Kombination mit „Erde" statt mit „Bambus" „Basis, Fundament". Noch heute werden sowohl einfache als auch zusammengesetzte Piktogramme für einen Teil des Grundwortschatzes verwendet: „zu Hause", „Mutter", „Kind", „Reis", „Feuer". Rund 95 Prozent der Wörter im Lexikon werden jedoch durch Komposita wiedergegeben.

Um moderne Begriffe ausdrücken zu können, werden im Chinesischen im Allgemeinen Äquivalente aus dem ursprünglichen Vorrat bedeutungstragender Silben verwendet, oder diese Ausdrücke werden in phonetischer Schreibweise wiedergegeben. „Chemie" wird im Chinesischen beispielsweise als „Studium der Transformationen" ausgedrückt.

Shih Huang Ti, der erste Herrscher über ein vereinigtes China unterdrückte viele regionale Schriften und setzte einen vereinfachten Schreibstandard, die so genannte kleine Siegelschrift in Kraft. Während der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) entwickelte sie sich in eine Schreibschrift, eine Fließschrift, eine Skizzen- und eine Standardschrift. Das gedruckte Chinesisch orientiert sich an der Standardschrift. Hand- oder Schnellschriften (die Fließ- und Skizzenschriften) führten viele abgekürzte Zeichen in die künstlerische Kalligraphie und die geschäftliche und private Korrespondenz ein, waren aber lange von offiziellen Dokumenten ausgeschlossen. Das Drucken abgekürzter Zeichen ist in Taiwan noch immer verboten, aber in der Volksrepublik China allgemeine Praxis geworden.

Methoden der Transliteration
Im angelsächsischen Sprachraum wurden chinesische Wörter (mit Ausnahme von Personennamen und Ortsbezeichnungen) seit 1892 nach einem phonetischen Buchstabensystem, der so genannten Wade-Giles-Umschrift transliteriert, die von den britischen Orientalisten Sir Thomas Wade und Herbert Giles entwickelt wurde. Personennamen wurden individuell verschieden übertragen, Ortsbezeichnungen nach den unsystematischen Schreibweisen der chinesischen Post. Seit 1958 wurde eine Alphabetschrift als Hilfsschrift, genannt Pinyin (wörtlich „buchstabieren"), eingeführt, die 58 traditionelle Schriftzeichen einschließt. Sie wird dort für Telegramme und in der Grundschule verwendet. Es gibt Bestrebungen, die traditionellen Schriftzeichen durch Pinyin zu ersetzen, aber es ist unwahrscheinlich, dass sich dieses System völlig durchsetzen wird. Die Vereinfachung des Lautsystems, die im Lauf der Zeit erfolgt ist, und die so entstandenen Homonyme lassen den prägnanten klassischen Stil unverständlich werden, wenn er in einer alphabetischen Schrift geschrieben wird. Seit dem 1. Januar 1979 benützt auch die Xinhua (Neue chinesische Nachrichtenagentur) Pinyin für Nachrichtentexte, die ins Ausland gelangen. Die Regierung der Vereinigten Staaten, viele wissenschaftliche Publikationen und Zeitungen, wie die New York Times, haben das Pinyin-System übernommen, wie auch diese Enzyklopädie.

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Indische Sprachen

Indische Sprachen, zu ihnen zählen mehr als 150 Einzelsprachen, die auf dem Indischen Subkontinent gesprochen werden. Die große Mehrzahl der indischen Sprachen gehört als indoarische Sprache zur Untergruppe der indoiranischen Sprachen, einem Zweig der indogermanischen Sprachfamilie, oder zu der nichtindogermanischen dravidischen Sprachfamilie. Eine sehr viel kleinere Gruppe der indischen Sprachen gehört zu der austroasiatischen und sinotibetischen Sprachfamilie.

Staatssprachen
Auf dem Indischen Subkontinent gibt es keine gemeinsame Sprache aller Inder. Hindi und Englisch sind die beiden offiziellen Amtssprachen Indiens, und beide Sprachen sind in den verschiedenen Sprachregionen Indiens verbreitet. Daneben gibt es 15 von der indischen Verfassung anerkannte Staatssprachen, die in Schulen und bei offiziellen Transaktionen gebraucht werden: Assamesisch, Bengali, Gujarati, Kashmiri, Marathi, Oriya, Punjabi, Sindhi, Hindi, Urdu, Sanskrit, Tamil, Telugu, Kannada (oder Kanaresisch) und Malayalam. Die Staatssprache Pakistans ist Urdu; die Staatssprache von Bangladesh ist Bengali.

Indoiranische Sprachen
Etwa Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr. zogen die Indoiraner ostwärts, weg von den anderen indogermanischen Völkern, und ließen sich im Iran nieder. Vermutlich um 1000 v. Chr. hatten sich die zwei Sprachzweige, Indisch (auch Indoarisch genannt) und Iranisch, abgespalten. Das Iranische wurde in einer Gegend gesprochen, das ungefähr dem heutigen Iran und Afghanistan entspricht, und das Indische entwickelte sich in Nordwestindien (siehe indoiranische Sprachen). Die Sprecher des Indischen müssen den Sprechern des Dravidischen in Nordindien begegnet sein; die Urvölker mit dravidischen Sprachen wurden zurückgedrängt oder gezwungen, in den Süden auf die Halbinsel zu ziehen, wo sie sich heute befinden.

Die Geschichte der indischen Sprachfamilie wird gewöhnlich in drei Hauptperioden eingeteilt: (1) Altindisch; dazu gehört Wedisch und das Klassische Sanskrit; (2) Mittelindisch (ab ca. dem 3. Jahrhundert v. Chr.), das die unter der Sammelbezeichnung „Prakrit" geläufigen Dialekte des Sanskrit umfasst (darunter auch Pali); und (3) Neu- oder modernes Indisch (ab ca. dem 10. Jahrhundert n. Chr.); dazu gehören die modernen Sprachen, die im nördlichen und zentralen Teil des Indischen Subkontinents gesprochen werden.

Das wedische Sanskrit (um 1500 v. Chr. bis ca. 200 v. Chr.) ist die älteste Form des Sanskrits und die Sprache, in welcher der Weda, die heiligen Schriften des Hinduismus, abgefasst ist. Eine spätere Ausprägung der Sprache, das klassische Sanskrit (ab ca. 500 v. Chr.), wurde in religiösen, literarischen und theoretischen Schriften verwendet. So sind auch die beiden großen indischen Epen aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr., das Mahabharata und das Ramayana in klassischem Sanskrit verfasst. Als Sprache der Priester und Gelehrten genießt es noch heute weite Verbreitung.

Das mittelindische Prakrit existierte in vielen regionalen Varietäten, die schließlich eigene Literaturen entwickelten. Pali, die Sprache der buddhistischen kanonischen Schriften, ist die älteste Literatursprache des Prakrit. Es dient noch in Sri Lanka, Myanmar und Thailand als Liturgiesprache.

Die einzelnen Dialekte des Prakrit wurden in der Umgangssprache bis ungefähr zum 12. Jahrhundert n. Chr. gesprochen, aber schon etwa im 10. Jahrhundert begannen sich die modernen indischen Dialekte zu entwickeln. Insgesamt gibt es heute mehr als 400 Millionen Sprecher der indoarischen (indischen) Sprachen. Es ist schwierig, die genaue Zahl dieser Sprachen zu bestimmen. Ungefähr 35 davon sind von Bedeutung, insbesondere Hindi, Urdu, Bengali, Gujarati, Punjabi, Marathi, Bihari, Oriya und Rajasthani. Jede dieser Einzelsprachen hat mehr als zehn Millionen Sprecher.

Obwohl die Sprachen Hindi und Urdu verschiedene Namen tragen, sind es eigentlich nur geringfügig voneinander abweichende Dialekte einer Sprache. Die Hauptunterschiede liegen in der Herkunft ihres Wortschatzes, in den Schriften sowie in den religiösen Traditionen. Der Wortschatz des Hindi wurde im Wesentlichen aus dem Sanskrit übernommen, Urdu hingegen hat viele Wörter persischen und arabischen Ursprungs. Hindi wird in der Devanagari-Schrift geschrieben, Urdu in einer persisch-arabischen Schrift. Die weit größte Sprechergruppe des Hindi sind Hindus; Urdu hingegen wird überwiegend von Muslimen gesprochen – in Indien wie auch in ganz Pakistan.

Es gibt zwei Hauptvarietäten des Hindi, die von insgesamt circa 180 Millionen Sprechern benutzt werden. Westhindi, das sich in der Gegend um Delhi entwickelt hat, umfasst die Literatursprachen Hindi und Urdu. Osthindi wird vor allem im mittleren Uttar Pradesh und im östlichen Madhya Pradesh gesprochen; seine wichtigsten Schriften sind im Awadhi-Dialekt abgefasst. (Hindustani ist eine ältere Bezeichnung, die seit der Teilung von 1947 immer seltener verwendet wird. Unter Hindustani versteht man die Mischform des westlichen Hindi-Urdu, die sich in den Lagern und auf den Marktplätzen um Delhi herausgebildet hat. Es war vom 16. bis zum 18. Jahrhundert in ganz Indien verbreitet und diente als Lingua franca unter den verschiedenen Sprachgruppen.) Bengali, das in Westbengalen und von fast der ganzen Bevölkerung von Bangladesh gesprochen wird, hat weltweit die sechsthöchste Sprecherzahl (ca. 120 Millionen). Ebenso wie Hindi stammt auch Bengali vom Sanskrit ab. Es ist die Sprache des Dichters Rabindranath Tagore, der 1913 den Literaturnobelpreis verliehen bekam. Unter den modernen indischen Sprachen weist sie die umfangreichste literarische Produktion auf.

Punjabi (auch Panjabi) wird im Punjab, einer Region, die sich über Teile des nordwestlichen Indiens und Ostpakistans erstreckt, gesprochen und war die Sprache der Begründer der Sikh-Religion. Die heiligen Lehren dieser Religion sind schriftlich in Punjabi in der Gurmukhi-Schrift belegt, die von einem Sikh-Guru entwickelt worden ist. In Indien hat Punjabi viele Gemeinsamkeiten mit dem Hindi; im Westen, in Pakistan, weichen die Dialekte des Punjabi stark voneinander ab.

Unter dem Begriff Bihari werden drei miteinander verwandte Sprachen zusammengefasst – Bhojpuri, Maithili und Magahi – die hauptsächlich im Nordosten Indiens in Bihar gesprochen werden. Trotz der etwa 40 Millionen Sprecher ist Bihari keine von der Verfassung anerkannte Staatssprache Indiens. Sogar in Bihar wird im Bildungswesen und in offiziellen Angelegenheiten Hindi gebraucht.

Zu den anderen wichtigen indischen Sprachen gehören Singhalesisch, die Staatssprache Sri Lankas, und Romani, die Sprache der Zigeuner, die sich in Indien entwickelt hat und auf der ganzen Welt verbreitet ist. Das Lautinventar und die Grammatik des Romani ist deutlich vom Sanskrit beeinflusst, aus dem sich diese Sprache entwickelt hat.

Die meisten Schriften der indischen Sprachen gehen letztlich auf die Brahmi-Schrift zurück, die vom Nordsemitischen abstammt. Devanagari, das sich aus der Brahmi-Schrift entwickelt hat, wird für Nepali, Marathi und Kashmiri (von Hindus) gebraucht, außerdem für Hindi, Sanskrit und die Prakrit-Dialekte. Gujarati, Bengali, Assamesisch und Oriya haben jeweils eigene Schriftsysteme, die auf Devanagari zurückgehen. Eine persisch-arabische Schrift wird für Urdu, Sindhi (das auch in Devanagari geschrieben wird) und Punjabi gebraucht.


Dravidische Sprachen

Es gibt etwa 25 dravidische Sprachen mit insgesamt über 150 Millionen Sprechern, überwiegend aus dem Süden und Osten Indiens. Die vier wichtigsten dravidischen Sprachen sind als offizielle Staatssprachen anerkannt – Tamil in Tamil Nadu, Telugu in Andhra Pradesh, Kannada (Kanarese) in Mysore und Malayalam in Kerala. Sie haben eine lange literarische Tradition und eigene Schriftsysteme. Telugu hat unter den dravidischen Einzelsprachen die größte Sprecherzahl. Tamil hat die umfangreichste Literatur, die, nicht ganz so alt wie früher vermutet, wahrscheinlich auf das 1. bis 5. Jahrhundert n. Chr. zurückgeht. Tamil hat die größte geographische Ausdehnung und wird auch im nordwestlichen Sri Lanka gesprochen. Die anderen dravidischen Sprachen werden von einer kleineren Sprecherzahl gesprochen und sind in der Mehrzahl keine Schriftsprachen. Die dravidischen Sprachen haben viele Wörter aus den indischen Sprachen entlehnt, vor allem aus dem Sanskrit. Umgekehrt haben die indischen Sprachen Laute und grammatische Strukturen des Dravidischen übernommen.

Andere Sprachgruppen
Die Munda-Sprachen mit circa zwölf Einzelsprachen werden von ungefähr fünf oder sechs Millionen Menschen in verstreuten Gebieten im Nordosten und in der Mitte Indiens gesprochen. Die wichtigste Munda-Sprache ist Santali, die die größte Sprecherzahl hat und die einzige Munda-Sprache ist, die eine Schrift besitzt. Wie man heute weiß, existierten in Indien die Munda-Sprachen wie auch die dravidischen Sprachen schon vor der indogermanischen Invasion.

Linguisten nehmen an, dass die Munda-Sprachen mit den Mon-Khmer-Sprachen des südöstlichen Asiens verwandt sind und zählen diese Sprachzweige zu der austroasiatischen Sprachfamilie. Eine Mon-Khmer-Sprache, Khasi, wird in Indien in der Provinz Assam gesprochen. Eine kleine Anzahl sinotibetischer Sprachen wird auch entlang der Grenzen Indiens, von Tibet bis Myanmar, gesprochen.

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Indogermanische Sprachen

auch indoeuropäische Sprachen genannt, die am weitesten verbreitete Sprachfamilie der Welt mit folgenden Unterfamilien: Albanisch, Armenisch, Baltisch, Keltisch, Germanisch, Griechisch, Indoiranisch, Italisch (mit den sich daraus entwickelnden romanischen Sprachen), Slawisch und den beiden ausgestorbenen Unterfamilien Anatolisch (mit dem Hethitischen) und Tocharisch. Indogermanische Sprachen werden heute von etwa zwei Milliarden Menschen gesprochen.

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Indoiranische Sprachen,

eine Gruppe verwandter Sprachen, die von über 500 Millionen Menschen in einem Gebiet von der Osttürkei bis nach Bangladesh und in einem Großteil Indiens gesprochen wird. Die indoiranischen Sprachen bilden eine Untergruppe der indogermanischen Sprachen.

Die indoiranischen Sprachen werden üblicherweise in einen iranischen und einen indischen (auch indoarischen) Zweig unterteilt. Zu den iranischen Hauptsprachen zählt das alte Avestisch und Altpersisch, verschiedene mittelalterliche Sprachen, Neupersisch, Paschto oder Afghanisch, Kurdisch und Belutschisch. Diese Sprachen werden von mehr als 60 Millionen Menschen gesprochen. Zur iranischen Gruppe gehören auch die Sprachen der alten Skythen und Sarmaten und ein Relikt davon, das heutige Ossetisch (siehe Osseten), das im Kaukasus gesprochen wird. Der indische Zweig besteht aus über 500 Sprachen, die von rund 500 Millionen Menschen im Norden und in der Mitte des Indischen Subkontinents gesprochen werden. Zu ihnen gehört: das alte Sanskrit, mittelalterliche Sprachen, die unter dem Sammelnamen Prakrit zusammengefasst werden, und moderne Sprachen wie Hindi, Urdu, Bengali, Gujarati und andere indische Sprachen, Nepali (Amtssprache in Nepal und Sikkim) und Singhalesisch (Amtssprache in Sri Lanka). Als Untergruppe des indischen oder als dritter indoarischer Zweig werden die dardischen Sprachen eingeordnet, zu denen Kashmiri und Romani (die Sprache der Roma) zählen.

Die frühe Sanskritliteratur ist neben der hethitischen die älteste Literatur innerhalb der indogermanischen Sprachen. Sanskrit und Avestisch weisen viele Ähnlichkeiten auf, und man nimmt an, dass sie das Konsonantensystem und die komplexen Flexionsformen des Proto-Indogermanischen recht genau wiedergeben. Die modernen indischen und iranischen Sprachen tendierten dazu, das alte Konsonantensystem zu vereinfachen und die Flexionsformen durch Wortkombinationen zu ersetzen. Die indischen Sprachen wurden darüber hinaus von der Lautung und der Grammatik der nichtindogermanischen, drawidischen Sprachen beeinflusst.

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Osseten

Osseten, iranisches Volk, das Gebiete am zentralen Großen Kaukasus bewohnt. Die Osseten stammen von den Alanen ab und sprechen Ossetisch, eine Sprache, die zum iranischen Zweig der Unterfamilie der indoiranischen Sprachen gehört. Es gibt zwei Dialekte des Ossetischen, Iron und Digoron. In der Schriftsprache wird heute das lateinische Alphabet benutzt, während die Osseten früher das armenische Alphabet verwendeten. Die Osseten leben in einem Gebiet im Zentralkaukasus (einem Teil Kaukasiens), dessen nördlicher Teil zu Russland und dessen südlicher Teil zu Georgien gehört. Zurzeit gibt es etwa 542 000 Osseten. Die Osseten, die im Norden leben, sind Sunniten. Sie exportieren Holz und bauen verschiedene Feldfrüchte sowie Getreide an. Die Osseten, die im Süden leben, sind orthodoxe Christen. Sie leben vor allem von der Viehzucht und halten Schafe, Ziegen und Rinder. Zu den traditionellen Produkten der Osseten gehören Leder-, Pelz- und Metallwaren.

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Persische Sprache,

auch unter dem Namen Farsi bekannt, das am weitesten verbreitete Mitglied des iranischen Zweiges der indoiranischen Sprachen, einer Unterfamilie der indogermanischen Sprachen. Persisch ist die Sprache des Iran (früher Persien), wird aber auch von etwa fünf Millionen Sprechern in Afghanistan und in einer älteren Form in Tadschikistan und im Pamirgebirge gesprochen. Das moderne Persisch wird in arabischer Schrift geschrieben und besitzt zahlreiche arabische Lehnwörter sowie eine umfangreiche Literatur.

In der Entwicklung der iranischen Sprachen unterscheidet man drei Perioden: die altiranische, die mitteliranische und die neuiranische. Altiranisch ist im Avestischen und im Altpersischen vertreten. Avestisch wurde wahrscheinlich im Nordosten des alten Perserreiches gesprochen; es ist die Sprache des Avesta, der heiligen Schriften des Zoroastrismus. Abgesehen von seiner Verwendung in diesen religiösen Werken war Avestisch bereits Jahrhunderte vor dem Aufkommen des Islam ausgestorben. Altpersisch ist im Südwesten in den Keilinschriften der persischen Könige aus der Achaimeniden-Dynastie (um 550 bis 330 v. Chr.) überliefert. Gesprochen wurde es bis zum 3. Jahrhundert v. Chr., wobei die Amtssprache im Achaimenidenreich jedoch das Aramäische war. Altpersisch und Avestisch stehen dem Sanskrit nahe und sind – wie Sanskrit, Griechisch und Lateinisch – stark flektierende Sprachen.

Mitteliranisch wird nicht nur durch das Mittelpersische und das verwandte Parthische vertreten, sondern auch durch einige Sprachen Zentralasiens. Parthisch war die Sprache des Arsakiden- oder Partherreiches (um 250 v. Chr. bis 226 n. Chr.). Obwohl man Parthisch hauptsächlich aus den Inschriften der ersten Könige der späteren Dynastie der Sassaniden kennt, war es mit dem Aufkommen der Sassaniden bereits im Aussterben begriffen. Während der arsakidischen Epoche beeinflusste es jedoch die persische Sprache. Die Sprache des Sassanidenreiches (226-641 n. Chr.) war Mittelpersisch, das häufig auch Pehlewi genannt wird – ein Begriff, der im engeren Sinn nur auf die Sprache bestimmter zoroastrischer Schriften anzuwenden ist. Mittelpersisch besitzt eine einfachere Grammatik als Altpersisch. Es wurde meist in einer Schrift aufgezeichnet, die dem Aramäischen entliehen ist und Buchstaben verwendet, von denen jeder mehr als nur einen Laut repräsentiert. Nach der Eroberung durch die Araber im 7. Jahrhundert setzte der Verfall des Mittelpersischen ein. Obgleich ein großer Teil der mittelpersischen Literatur in das Arabische übersetzt wurde, ging nach der Islamisierung das meiste verloren. Im sassanidischen Persien und angrenzenden Regionen Zentralasiens wurden auch noch andere mitteliranische Sprachen gesprochen: Charismisch (Corismisch, Chwaresmisch) in Choresm, Baktrisch in Baktrien (Nordafghanistan), Soghdisch in dem ausgedehnten Gebiet Sogdiana, in dem auch die Städte Samarkand und Buchara liegen, sowie Sakisch (ein Name, der mit verschiedenen skythischen Königreichen in Verbindung gebracht wird) in Chinesisch-Turkistan. Soghdisch brachte christliche, buddhistische und weltliche Literatur hervor, und der hotan-sakische Dialekt war das Medium für bedeutende buddhistische Schriften. Mit Ausnahme der vorislamischen Ossarieninschriften entstanden die meisten der charismischen Texte nach der Islamisierung. Baktrisch ist lediglich in einigen Inschriften erhalten, die vor kurzem in Afghanistan entdeckt wurden.

Das Neupersische hatte sich im 9. Jahrhundert vollständig ausgebildet. Es stellt die Weiterentwicklung einer überregionalen Standardsprache dar, die beträchtliche parthische und mittelpersische Anteile sowie zusätzliche Einflüsse aus anderen iranischen Sprachen aufweist. Neupersisch (Farsi) ist die Amts- und Kultursprache Irans und wird in einer erweiterten arabischen Schrift geschrieben. Verglichen mit dem Mittelpersischen besitzt das Neupersische eine stark vereinfachte Grammatik. Es hat die meisten der altpersischen Flexionssysteme aufgegeben und besitzt keine Kasusflexion. Der neupersische Wortschatz enthält einen sehr großen Anteil an arabischen Wörtern.

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Sinotibetische Sprachen

Sinotibetische Sprachen, Sprachfamilie, bestehend aus über 300 Sprachen, die vom Nordosten Indiens nach Osten bis Taiwan und von China nach Süden bis zur Malaiischen Halbinsel verbreitet sind. Die Zugehörigkeit einzelner Sprachen und deren Verwandtschaftsverhältnisse untereinander sind nach wie vor umstritten. Wegen der vielen Entlehnungen ist es äußerst schwierig, den lexikalischen Grundbestand der einzelnen Sprachen zu rekonstruieren. In der Regel werden zwei Untergruppen gebildet: der sinitische Zweig, der aus Mandarin, Kantonesisch und weiteren chinesischen Sprachen besteht (siehe chinesische Sprache), und der tibetobirmanische Zweig, dessen bekannteste Vertreter Tibetisch und Birmanisch sind. Der tibetobirmanische Zweig, der mehr Sprachen umfasst und auch von einer größeren Vielfalt von Ethnien gesprochen wird als der sinitische, ist jedoch schwieriger zu klassifizieren und hat weniger Sprecher. Die tibetische Schrift wurde zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert von buddhistischen Missionaren aus Indien entwickelt und stützt sich auf ein Alphabet, das dem indoarischen gleicht. Das birmanische Alphabet ist indischen Ursprungs und geht in seiner gegenwärtigen Form auf das 15. Jahrhundert zurück. Das Tibetobirmanische wird meist in vier Verzweigungen dargestellt, die sich in neun Verästelungen aufspalten. Der Ursprung vieler tibetobirmanischer Sprachen (von denen nur ein Bruchteil untersucht wurde) liegt u. a. auf dem Territorium des heutigen Tibet, Nepal, Birma, Westchina und des indischen Staates Assam.

Die Thai-Sprachen werden gelegentlich als dritter Zweig des Sinotibetischen betrachtet oder dem sinitischen Thaizweig (Sino-Thai-Gruppe) zugeordnet. Zu diesen zählen die thailändische Sprache (Thai, früher Siamesisch), Lao und wenig untersuchte Sprachen in Birma, Assam, Nordvietnam und im Südwesten Chinas. Vielfach werden die Thaisprachen auch den austroasiatischen Sprachen zugeordnet.

Die sinotibetischen Sprachen unterscheiden sich von den indogermanischen Sprachen u. a. durch zwei Haupteigenschaften: Sie sind isolierend oder monosyllabisch und verwenden Tonhöhen zur Bedeutungsunterscheidung. Vermutlich waren diese Sprachen früher einmal agglutinierend (mehrere grammatisch unterschiedliche Wortelemente wurden zu komplexen Wörtern zusammengefügt, die zusammenhängend einem deutschen Satz oder einer Phrase ähneln). Im Verlauf der Jahrhunderte wurden diese Sprachen monosyllabisch. In einer monosyllabischen Sprache werden keine Kasus- und Tempusmarkierungen anhand von Flexionsmorphemen vorgenommen. Stattdessen drückt jedes, in der Regel einsilbige (monosyllabische) Wort im Satz eine eigene Bedeutung aus. Bedeutung und Satzbau werden durch die Wortstellung und Partikel (Wörter, die grammatische Beziehungen oder einen Bedeutungsaspekt verdeutlichen) bestimmt. Die Wortarten wie Substantive, Verben und Adjektive werden nicht so deutlich unterschieden wie etwa im Deutschen. Dieser weitgehende Verlust von bedeutungstragenden Suffixen, Präfixen und Infixen mag zur Herausbildung einer weiteren bedeutenden Eigenschaft beigetragen haben. Diese besteht darin, dass die Veränderung der Tonhöhe in ansonsten gleich lautenden Worten eine Bedeutungsänderung zur Folge haben kann und manchmal auch eine grammatikalische Funktion übernimmt. In extremen Fällen, wie im Südosten Chinas, werden bis zu acht verschiedene Tonhöhen verwendet.

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